Franz Anton Mesmer
Franziska Österlein hat wieder eine hysterische Attacke. Der Arzt Dr.Mesmer traktiert und kuriert sie mit Stahlmagneten. Ist Heilung auch möglich ohne das Metallgerät, nur kraft des körpereigenen "animalischen Magnetismus“, der von den Händen heilend in den leidenden Körper fließt?
Mesmer wagt sich an eine seit einem traumatischen Kindheitserlebnis
blinde Pianistin. Langsam kann sie verschwommene Bilder erkennen.
Wien staunt, die neidischen Kollegen wüten und bekämpfen ihn bis ans Lebensende. Zuletzt schreibt er ein gelehrtes Buch, in dem alles über seinen "Mesmerismus“ zusammengefasst wird und es ist
Mesmer, der den ersten deutschen Entwurf einer demokratischen Staatsverfassung drucken lässt.


Maximilian Hell

Maximilian HellIch protestiere!

Anerkannte wissenschaftliche Kapazitäten als “Intriganten“ in einem Planetenkäfig einzusperren, über ihnen den Quacksalber Mesmer samt Magneteisen triumphieren zu lassen und das 229 Jahre nach seiner Flucht aus Wien, nenne ich GROTESK!
Ich, der Hofastronom Hell, brachte als erster die Botschaft über die Heilkraft der Magnete aus französischen Journalen in die Kaiserstadt.
Ich habe Mesmer die Stahlmagnete beschafft, ich habe ihm zu ersten medizinischen Erfolgen verholfen. Ich war bald der Angegriffene, als er behauptete, mit bloßem Fingerfuchteln könne er seinen "thierischen Magnetismus“ heilsam in kranke Leiber fließen lassen. Ich hatte aus kollektiver Notwehr den Vorwurf zu erheben, hier handle ein Magnetiseur in betrügerischer Absicht. Ich bekenne: Es war vielleicht voreilig, aber dennoch gerechtfertigt, denn:
Mesmer war ein Unruhestifter!

Ich bleibe dabei – und der Präses der Wiener Medizinischen Fakultät, Anton von Stoerck, sowie der Impfarzt und Angehörige der Londoner Königlichen Akademie ,Jan Ingenhousz ,schließen sich an.
Wir verbeten uns diesen und jeden Kunstkäfig für wissenschaftliche Honoratioren.

Gegeben am 28.April 2007

Gez. Hell, Ingenhousz, Stoerck

Joseph Freiherr von Laßberg

Er war Geheim Joseph Freiherr von Laßberger Rat und Ober-Jägermeister des Hauses Fürstenberg, wohnte stets in Burgen, hielt sich für den "letzten Ritter" und nannte sich "Meister Sepp von Eppishusen". Er rettete die alte Meersburg vor Verfall und Abriss.



Die Droste nannte ihn und seine Genossen "Nibelungenreuter“ oder “Nibelungen-Steckenreiter“. Laßberg schätzte das Nibelungen-Heldenepos, vor allem aber die Handschrift C, die er auf dem Wiener Kongress einem "britischen Knochenvergraber" für "unser Schwabenland" vor der Nase wegschnappte. Das Geld dafür stammte aus der Schatulle seiner Geliebten Elisabeth von Fürstenberg.

Laßberg trug rund 11.000 Bände zusammen, 300 Handschriften, etwa 1.000 Urkunden sowie Altertümer aller Art.

Ebenso wichtig wie seine historischen Errungenschaften war ihm sein Streben nach gelebter Ritterlichkeit. Ein Don Quijote vom Bodensee, der vergebens gegen die teilweise schon motorisierten Windflügel der politischen Erneuerung anritt.

Die Droste spottete über die Altertümler, die in “muffigen Manuskripten wühlen“, nennt sie “schimmlig, rostig, prosaisch wie eine Pferdebürste“ und vergleicht sie gar mit "trockenen Bohnenhülsen“. Dennoch widmete sie ihrem Schwager und Gastgeber auf der Meersburg zum 70.Geburtstag in Zusammenarbeit mit dem Bibliothekar Levin Schücking ein lobesames Gedicht.

 

Meersburger Amor

Amor, der Venussohn und Liebesschütze, hat in Meersburg oft seinen Pfeil von der Sehne geschnellt. Der Bischof Heinrich, der Meersburg 1299 die Stadtrechte verlieh, gab eine Liebeslehre beim Kleriker Johann von Konstanz in Auftrag:
"Amor vincit omnia" – die Liebe besiegt alles.
Amor traf den Burgherrn Laßberg durch die Rüstung – zweimal ehelich, einmal außerehelich. Der Droste zielte er mitten ins Herz, den geliebten Schücking aber verfehlte er mit einem Streifschuß. Dass Amor eine Rüstung angelegt hat, ist nicht nur ritterliche Maskerade, sondern Hinweis auf seine Herkunft, denn sein Vater war der Kriegsgott Mars.

 

Wendelgard

Wendelgart

"Du siehst mit diesem Trank im Leibe
Bald Helenen in jedem Weibe!" Goethe

Zu Beginn des 13.Jahrhunderts lebte bei Meersburg das Edelfräulein Wendelgard von Halten. Sie war durch Nase und Höcker verunstaltet, besaß aber ein wunderschönes Weingut: Die Haltnau.
Die Meersburger sollten ihr Gut bewirtschaften dürfen, wenn täglich ein Ratsherr mit ihr speise, Wein trinke und sie Sonntags mit der Kutsche ausfahre. Die Meersburger überlegten zu lange, aber die Konstanzer griffen begierig zu. Ein Unteruhldinger Mütterchen aus dem vorletzten Jahrhundert soll beim Stricken immer gesungen haben:

 

 

 



Sie hat eine saugroße Nase,
Auch manches andere war groß.
Doch keiner wollte sie haben,
Was Wendelgard heftig verdross.

„Wer sonntags zum Essen mich kutschte,
Kriegt mich und die Haltnau dazu!“
Die Konstanzer wagten die Fuhre –
Und erbten ihr Rebgut im Nu.

Noch heute beweist jeder Tropfen,
Der lieblich die Gurgel durchfährt:
Es ragt manche zapfgroße Nase
An Fässern voll innerem Wert!


Johann Joseph Gassner

Ein Sommertag 1774. Ganz Meersburg ist auf den Beinen, fiebert einem spektakulären Ereignis entgegen. Der berühmt berüchtigte Gaßner kommt. Der Teufelsaustreiber, der Wunderheiler, der Albtraum aufgeklärter Geister.

Fallsucht will er heilen, Gicht, Hysterie, Dörrsucht, Wollust, Lahmheit und manches andere. “Alle Krankheiten kommen vom Teufel“, der böse “Winde“ macht, die man zum Hinausfahren zwingen muß. “Iterum sit sana in nomine Jesu!“ Geräuschvoll fahren die stinkenden Winde heraus. Das gibt ein Gelächter und welche Freude, als der lahme Kaplan Sachr munter bis zum Wilden Mann laufen kann. Der Meersburger Bischof Rodt lässt aus seiner Meersburger Residenz wissen, er sei von dieser Verherrlichung der Ehre Gottes “wenig auferbauet“ und Mesmer schreibt einen Widerspruch, der den Teufelsaustreiber selbst aus der Öffentlichkeit treibt. Es ist nicht ohne Ironie, dass es Jahre später Mesmer in Paris wie Gaßner ergeht. Sein animalischer Magnetismus wird von der Akademie als Wissenschaft nicht ernst genommen.

Dennoch hat beides überlebt - der Magnetismus und die Teufel.

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