Auszüge aus der Jungbrunnenrede

Dr. Helmut Weidhase
Dr. Helmut Weidhase

Jungbrunnen Pfullendorf

...uralt ist der Wunschtraum der Menschen nach dauerhafter fleischlicher Jugend und diesseitiger Unsterblichkeit. Die sehr menschlichen Götter der Griechen hielten sich frisch mit den goldenen Äpfeln der Hesperiden, die germanische Iduna züchtete für die ewigen Weltverwalter ähnliche gärtnerische Raritäten, die Orientalen steckten ihre Dauerhoffnungen ins Bild des Vogels Phönix, der sich bei den ersten Anzeichen von Altersbeschwerden ins Zedern- und Kräuterfeuer stürzte, aus dem er dann verjüngt und knusprig gebrannt wieder in den Lebensäther steigt. Das Märchen sucht nach dem "Wasser des Lebens", der kaukasische Werbungsgreis Ilja Rogoff wußte, dass es im Knoblauchsaft tröpfelt, der Tourismus lockt mit Altweibermühlen...

...hier hat die heitere Kunst wieder ein Quantum satirischen Ernstes zu bieten - gerade auch die dezente Unverhülltheit einiger körperlichen Natur-Partien, ein Votum gegen mögliche Zeitgeist- und Machbarkeitsfetischisten, gegen die Werbestrategen der Altersknusprigkeit, die salonbetreibenden Runzelbügler, die pharmazeutischen Stehaufmännchen, die Zellenzüchter der Unsterblichkeit, die Reagenzglas-Erotiker, die Verwahrer tiefgefrosteter Nabelschnüre - gegen Vergänglichkeitsfeinde, gegen die Leugner der ungeglätteten Alterswürde, gegen die Skalpellvirtuosen der Erbschaftsverzögerung...

Der große Dichter Dante nennt die Seele einen engelhaften Schmetterling (l´angelica farfalle), die Schweden lassen die Altweiberseelen (käringsjal) als Falter flattern, die Griechien nennen den englischen Butterfly schlicht und umfassend "psyche" - "Seele'.

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