Badische Revolution

Schopfheim, Marktplatz

2004

Länge 20 m, Höhe 7 m


Friedrich Hecker,

Anwalt und Mitglied im exklusiven Club „Die Räuberhöhle“. Kaufleute, Anwälte, Beamte, Künstler und Offiziere pflegten dort liberales Gedankengut. Abgeordneter der Zweiten Badischen Kammer in Karlsruhe. Setzt sich dort für Arbeiter, Bauern und verarmte Handwerker ein. Hecker scheiterte am Frankfurter Vorparlament, rief in Konstanz die Republik aus und versuchte vergeblich, die großherzogliche Regierung in Karlsruhe gewaltsam zu stürzen. Exil in Amerika. Wenn Hecker geahnt hätte, wer heute alles den Heckerhut aufsetzt, um „revolutionäre“ Gesinnung zu demonstrieren – er hätte seinen Hut angewidert in den Graben geworfen.

Emma Herwegh

ist die Frau, von der Heinrich Heine schrieb: „Die Amazone mit der langen Nase … Im schönen Auge blitzte die Extase!“ Daß das „verfluchte Weib“ des Freiheitsdichters Georg Herwegh jemals der Reaktion die nackte Kehrseite gezeigt hätte, ist nicht überliefert, dürfte aber von vielen Zeitgenossen so empfunden worden sein.



Die Liebe kann uns helfen nicht,
Die Liebe nicht erretten;
Halt du, o Haß, dein Jüngst Gericht
Brich du, o Haß, die Ketten!
Und wo es noch Tyrannen gibt,
Die laß uns keck erfassen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
(Georg Herwegh)

 

 

Als Heerführerin für einen Tag rettete Emma Herwegh die Reste der deutschen demokratischen Legion durch die feindlichen Linien in die sichere Schweiz. Viele von ihnen hatten im Überschwang ihre Munition schon vor dem Gefecht bei Dossenbach in die Luft verschossen.

Gustav von Struve
Vom Obergerichtsadvokat zum Redakteur und Revolutionär. Er legte seinen Adelstitel ab und brüllte allen entgegen, die ihn mit „von“ anredeten: „Ich heiße… STRUVE!“ Gustav Stuve rief 1848 in Lörrach die Deutsche Republik aus, organisierte den Aufstand und beschlagnahmte die Gemeindekassen. Bei Stauffen gefangen, später befreit. Er kämpfte wie Hecker im Sezessionskrieg auf Seiten der Nordstaaten gegen die Sklaverei.

„…Freiheit ruft er abermalen Wohlstand, keine Steuern mehr Ihr braucht nicht mehr zu bezahlen
Drum gebt Euer Geld mir her!…“
(Aus dem Struwwelputsch von Karl Christoph Nadler)



Fritz Teufel

Kein 48-er, sondern ein 68-er, Mitbegründer der „Kommune 1 Mitglied der „Bewegung 2. Juni“, kämpfte mit Humor gegen den Muff eines autoritär fixierten deutschen Untertanengeistes: „Macht kaputt, was euch kaputtmacht!“
Der „Kommunarde“ nutzte die gegen ihn angestrengten Gerichtsverfahren zur Karikierung der Machtrituale, folgte der gerichtlichen Aufforderung aufzustehen mit den Worten „Wenn’s der Wahrheitsfindung dient!“, sammelte Ordnungsstrafen wie Trophäen. Er trieb Staatsanwälte und Richter durch ein jahrelang zurückgehaltenes Alibi an den Rand der Verzweiflung und ihrer Glaubwürdigkeit. Acht Jahre verbrachte er im Gefängnis. 2001 erhielt er den Wolfgang-Neuss-Preis für Zivilcourage. Sein Pistolenattentat mit Zaubertinte auf einen Minister bleibt unvergessen, denn, so Teufel: „Revolution muß Spaß machen, sonst macht ja keiner mit!“



Die Staatsmacht
Diszipliniert, fortschrittlich geklont, Pickelhaubenträger, repräsentiert durch unsere Nr. 1, Erwin Teufel. Vom Landesvater zum Landesfürsten. Erneuerer feudaler Strukturen in Baden-Württemberg. Ersetzt den Geburts-Adel durch den Partei-Adel mit Erbanspruch für höchstdotierte Vorstandsposten (von der linken Presse gehässig als Filz bezeichnet). Möchte
wie Fürst von Metternich, daß die Presse-Informanten genannt werden müssen, um sie vom Verrat abzuhalten. Säuberung des Lehrplanes von Hochhuth-Literatur („Eine Liebe in Deutschland“). Damit zollte Erwin Teufel nicht nur dem tatkräftigen Marinerichter und Ministerpräsidenten a.D. Filbinger Respekt und Dankbarkeit. Auf daß er seine Treue zu Parteifreunden nicht übertreibe und der Teufel mit dem Teufel auf den Teufel zielt.

 

Schopfheimer Mischling

Zugelaufener, besonders bissiger Schopfheimer Mischling. Begleitete Hecker im amerikanischen Sezessionskrieg und wurde nach seinem Heldentod in der Schlacht von Chancellorsville ausgestopft.

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